CHILE UND ARGENTINIEN 2004
Plohberger Hans Martin Weinzirl
17. Tag in Chile, 26. Dezember 2004
Ruta 5 von Parral bis Vallenar >>>nächsterTag Vallenar - Chañaral
Von Parral bis Santiago sind es noch gut 300 Kilometer. Vorbei an Linares, Talca, Curico, San Fernando und Rancagua. Ab hier merkt man schon die Nähe der Großstadt. Neben der Autobahn reiht sich ein Siedlungs- und Industriegebiet an das andere. Die Kernstadt Santiago umfasst nur das Zentrum und das Regierungsviertel und hat nur etwa 200.000 Einwohner, die Städteagglomeration um Santiago 5,4 Millionen, die Region Metropolitana 6 Millionen und der gesamte Ballungsraum 8 Millionen. Das heißt, etwa die Hälfte aller Chilenen drängen sich dort auf engstem Raum zusammen. Städte wie San Bernardo oder Puente Alto sind eng mit der Kernstadt verwachsen. Da Santiago außerdem in einem Tal zwischen den Anden und der Küstenkordilliere liegt, die Luft also nicht zirkulieren kann, liegt fast das ganze Jahr eine Smog- und Dunstglocke über der Stadt. Diesem Hexenkessel nähern wir uns also zur Mittagszeit. Die Ruta 5, die Panamericana führt fast mitten durch das Zentrum. Die Beschilderung lässt obendrein zu wünschen übrig. "Al Sur", "Al Norte", "Al Este", Al Oeste", steht eben nur manchmal auf den Schildern, und allzu leicht gerät man dann in die verkehrte Richtung. Einige, so sehen wir, verwenden deshalb in ihrem Auto einen Kugelkompass, um sich in dem Straßen- und Häusergewirr zurecht zu finden. Wir müssen "Al Norte", also in den Norden. Da Arvid hier schon mehrmals durchgefahren ist, weiß er, dass wir uns jetzt Richtung "Los Vilos" halten müssen. Warum ausgerechnet der Name dieser gut 200 Kilometer von Santiago entfernten, eigentlich unbedeutenden Kleinstadt auf sämtlichen aus Santiago Richtung Norden leitenden Straßenschildern angegeben ist und nicht etwa der der viel bekannteren Stadt La Serena, erscheint uns doch etwas merkwürdig. Nun, sei es wie es sei, nach einer Stunde lassen wir die Stadt hinter uns und sind jetzt auf der Ruta 5 Norte unterwegs. Die Ruta 5 ist von Puerto Montt bis La Serena als Autobahn ausgebaut, und man muss für deren Benutzung eine Maut bezahlen. Die Mautstellen sind in Abständen von ca. 100 Kilometern eingerichtet. Auch wenn es nur jeweils von einem Abschnitt zum anderen 1500 Pesos ( = 2,10 Euro, Preis von 2004) sind, so läppert sich da doch einiges zusammen. Die Mautgebühr für einen Tunnel hinter El Melón wollen wir uns aber sparen und fahren deshalb über die Cuesta El Melón (=Passstraße). Auf den Hängen beiderseits der Straße wachsen ein Unmenge von Kakteen. In La Ligua stehen Händler mit weißen Wedeln, mit denen sie die vorbeifahrenden Autofahrer herbeilocken wollen, um ihnen ihre Dulce de La Ligua (süßes Gebäck) zu verkaufen, an der Autobahn. Undenkbar in Europa: Manchmal überqueren sie diese auch, um ein auf der Gegenfahrbahn haltendes Auto zu bedienen. Die Vegetation wird immer spärlicher, je weiter wir in den Norden kommen. Nach La Serena befinden wir uns schon am Rande der Atacama. Wenn es hier dennoch alle paar Jahre nach Winterende zu stärkeren Niederschlägen kommt, dann blüht hier die Wüste. Ein einzigartiges Naturschauspiel. Auslöser dafür ist das Ausbleiben des Humboldtstromes, der kalten Meereströmung aus der Antarktis, das sogenannte El-Niño-Phänomen. Kaum vorstellbar, dass der Blumensamen hier in dem steinigen, trockenen Wüstenboden jahrelang überleben kann. Immerhin 1000 Kilometer liegen hinter uns, wenn wir am späten Abend in Vallenar eintreffen. Die erste Hosteria, die wir aufsuchen, hat zwar zwei Zimmer frei, doch leider ist heute in einem davon der Strom ausgefallen. Wir suchen weiter und finden ein gutes Hotel nahe dem Hauptplatz.
1-LKW auf der Ruta 5 Norte
© Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile, San Bernardo 318, Tel. +56 65 2231056